Gassmann, Versuche mit der Wünschelrute 1946

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"Bericht über Versuche mit der Wünschelrute" von Fritz Gassmann, Zürich. Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, Jahrgang 91, 1946, Seiten 114 - 122.

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Prof. Dr. Fritz Gassmann war ein international angesehener Forscher und langjähriger Leiter des Instituts für Geophysik der ETH Zürich. Seine Versuche mit 16 Rutengängern waren sorgfältig geplante Doppelblindversuche, das heißt Versuche, bei denen weder der Rutengänger noch der ihn begleitende Assistent wussten, warum die einzelnen Versuchsfelder ausgewählt worden waren und was die anderen Rutengänger dort gefunden hatten. Der Bericht ist durch seine Sorgfalt und Unvoreingenommenheit auch heute noch vorbildlich.

Wie fast alle Berichte über Wünschelrutenversuche wird auch dieser von den Anhängern und Gegnern des Wünschelrutengewerbes entgegengesetzt interpretiert. Als klares Resultat ist festzuhalten, dass die Rutengänger keine übereinstimmenden Angaben machen konnten und nicht einmal ein großes gusseisernes Wasserrohr in 1.40 m Tiefe mit einem Durchfluss von 16000 Minutenlitern bemerkten. Ein solches Rohr ist mit geophysikalischen Geräten mühelos nachweisbar. Prof. Gassmanns vorsichtige Schlussfolgerung lautet:

"Es ist nicht gelungen, mit Hilfe der beschriebenen Versuche Reizstellen zu ermitteln, die als Grundlage für physikalische Messungen hätten dienen können. Aus dieser Tatsache jedoch zu schließen, dass den Rutenausschlägen überhaupt keine physikalisch erfassbare Ursache zu Grunde liegen könnte, würde ich für verfehlt halten."

Der Wünschelrutenfreund liest hier nur heraus, dass den Naturwissenschaftlern wieder einmal ein Versuch nicht gelungen ist und dass jede Schlussfolgerung verfrüht wäre. Für den skeptischen Naturwissenschaftler, der die höflich verklausulierte Fachsprache kennt, enthält Gassmanns Formulierung eine vernichtende Kritik an den unhaltbaren Behauptungen der Rutengänger.

Ein halben Jahrhundert später hat sich an der Beweislage nichts geändert. Zahlreiche weitere Versuche wurden durchgeführt. Die Angaben der Rutengänger über Reizstreifen widersprechen sich wie eh und je, und eine physikalische Ursache für ihre Reaktion wurde trotz enorm gesteigerter Messgenauigkeit nicht gefunden. Irgendwann ist dann wohl doch der Schluss berechtigt, dass es eine solche Ursache nicht gibt.


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