Gustav Freiherr von Pohl: Erdstrahlen als Krankheitserreger. Jos. C. Huber Verlag, Diessen vor München 1932. 218 Seiten mit farbigen Abb.

Dieses Buch beschreibt Pohls berühmte Untersuchung, bei der er in der bayrischen Kleinstadt Vilsbiburg zunächst mit der Wünschelrute alle stärkeren unterirdischen Wasserströme ortete und dann durch einen Vergleich mit dem Sterberegister feststellte, dass in den letzten zehn Jahren alle tödlichen Krebserkrankungen über diesen Wasserströmen eingetreten waren. Darüber wurde ein Protokoll angefertigt und vom Bürgermeister und anderen Amtspersonen unterzeichnet.

Die Wasserströme waren zwischen 35 und 125 m tief und liefen kreuz und quer unter der Stadt durch, konnten aber trotzdem metergenau geortet werden. (Bemerkung für Laien: Solche Wasserströme gibt es nicht.) Pohl fand so viele dieser Ströme, dass es in Vilsbiburg fast kein Haus mehr gab, das nicht auf einer Wasserader stand! Die "gefährlichsten" Adern liefen interessanterweise weitgehend parallel zum Straßennetz, aber leicht seitlich versetzt, so dass sie die Rückseite der Gebäude trafen, an der sich ja gewöhnlich die Schlafzimmer befinden. Und dabei waren dies nur die Adern der Stärke 9 und größer auf einer selbsterfundenen zwölfteiligen Skala. Zahlreiche schwächere Ströme wurden gar nicht erst berücksichtigt. Wir zitieren, gekürzt aber sinngemäß, einige Sätze aus Pohls Buch. Ergänzungen in eckigen Klammern sind von uns hinzugefügt.

"Die Tiefe und Breite eines Untergrundstroms spielt nach meinen Erfahrungen für die Gefährlichkeit seiner Ausstrahlungen weniger eine Rolle als seine Stärke. Ein unter starkem Druck fließender, durch seine Ausstrahlungen nach meinen Erfahrungen sehr krebsgefährlicher Untergrundstrom wird ungefährlicher, wenn er ... weiter abwärts in den sogenannten Auenstrom mündet. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß Untergrundströme, die auch unter dem Auenstrom in verschiedensten Tiefen .. fließen, krebsungefährlich sind ... Diese Erfahrung wird auch von Prinzing bestätigt, der ... fand, daß die in den Tälern gelegenen Gemeinden ... keine geringere Krebssterblichkeit hatten als die höher gelegenen Landesteile."

Also die Tatsache, daß die Krebssterblichkeit nichts mit der Lage des Ortes zu tun hat, bestätigt Pohls verschrobene Theorie, nach der die Erkrankung ausschließlich von der Lage der Schlaf- oder Arbeitsstelle über einer Wasserader herrührt! Dies ist typisch für die Logik der gesamten Erdstrahlenliteratur.

Aus dem vom Bürgermeister unterzeichneten Protokoll (zitiert nach Pohl):

"Bei denjenigen unterirdischen Wasserläufen, die Freiherr von Pohl nach der Ermittlung als gesundheitsgefährlich bezeichnete, zuckte die Rute schon in mehr oder weniger großer Entfernung (bis zu ca. 50 m) vorher dermaßen in den Händen hin und her, daß Genannter sie kaum festhalten [konnte] und öfter auch der offensichtlichen Anstrengung wegen loslassen musste. Über solchen unterirdischen Wasserläufen schlug die Rute stets außerordentlich heftig herum und häufig so heftig, daß sie sich den Händen entwand."

Wie erwähnt, versuchte von Pohl seine ungewöhnliche Begabung zu nutzen, indem er sich ein Abschirmgerät gegen Erdstrahlen patentieren ließ. Aus dem Bericht über dessen wissenschaftliche Prüfung (Schäfer 1955, zitiert nach Prokop und Wimmer):

"In Gegenwart von Wissenschaftlern demonstrierte er [Pohl] bei eingeschaltetem Entstrahlungsgerät, wie die Wirkung der Erdstrahlen aufgehoben sei und seine Rute keinen Ausschlag zeige. Als dann von einer Kontrollperson das Entstrahlungsgerät ausgeschaltet wurde, zeigte sich ein Rutenausschlag, den er trotz größter körperlicher Anstrengung angeblich nicht vermeiden konnte. Dem Baron trat der Schweiß auf die Stirn, er kniff die Lippen zusammen und reckte den Unterkiefer vor und war am Ende des Versuchs von seinem Bemühen, die Rute zu halten und gegen die drehende Kraft der Rute sich zu behaupten, sichtlich erschöpft. Tatsächlich war aber das Entstrahlungsgerät ... nicht ausgeschaltet worden, sondern stand eingeschaltet auf dem Tisch, und eine Wirkung der angeblichen Erdstrahlen hätte nunmehr nicht auftreten dürfen."

Das Patent für das Entstrahlungsgerät wurde nach dieser Demonstration annulliert. Pohl konstruierte auch größere Entstrahlungsgeräte, mit denen er eine ganze Stadt (Dachau) vor Erdstrahlen schützen konnte. Wir zitieren wieder aus seinem Buch:

"Der Erfolg, ein ganzes Haus von einer Zentralstelle im Keller oder außerhalb des Hauses aus strahlenfrei machen zu können, befriedigte mich dann auch nicht mehr, denn es erschien mir volkshygienisch wichtiger, eine ganze Ortschaft, eine ganze Stadt von einer Zentrale aus strahlenfrei zu machen. Auch diese Aufgabe fand ihre Lösung ... Einige Monate später war die Entstrahlungsstation schon so verbessert, daß die Größe der abgeschirmten Fläche auf über 12 Quadratkilometer gestiegen war. Für weitere mögliche Verbesserungen ... fehlte mir leider ... der Raum ... , es ist jedoch ... ohne weiteres möglich, die Station auf eine Wirkung von über zweihundert Quadratkilometer und mehr zu verstärken. Diese Angaben werden manche Leser für etwas phantastisch halten, aber ich kann mich über die Wirkung der Dachauer Großstation auf die Prüfung dieser durch eine Reihe von besten Rutengängern berufen, die auf der abgeschirmten Fläche tatsächlich keine Ausschläge der Rute auf Erdstrahlen mehr bekamen. [Es folgt eine Liste mit den Namen dieser Rutengänger.] ... Diese Prüfungen waren insofern leicht, als es mir möglich war, die Entstrahlungs-Station im Keller mit einem Handgriff aus- und wieder einzuschalten ... Dieses beliebige Hin und Her des Auftretenlassens der Erdstrahlen, wie auch deren Beseitigung, ist bis auf 1500 m von meinem Haus aus ausprobiert worden. Es hat natürlich jeden Rutengänger auf das Höchste überrascht." [Es folgen Dankschreiben von Dachauer Bürgern, die durch Pohls Experimente von langjährigen Leiden geheilt wurden.]

Einige humorlose Rutengänger waren jedoch von Pohls Entstrahlungsgeräten gar nicht begeistert, was schließlich zu der erwähnten wissenschaftlichen Prüfung führte. (Nachzulesen bei Prokop und Wimmer auf Seite 27.) Pohls Buch wurde in den siebziger Jahren neu aufgelegt und bildet heute zusammen mit E. Hartmanns Buch "Krankheit als Standortproblem" die Bibel der Erdstrahlengläubigen. Wir würden es eher neben die Erzählungen des Freiherrn von Münchhausen stellen.


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